Walliser Schwarznasenschafe

Alles fängt mit einem Besuch bei Bekannten im Wallis an. Dort sehe ich zum ersten Mal, aus nächster Nähe, Walliser Schwarznasenschafe. Ein paar Auen mit ihren Lämmern.

Von da an verfolgen mich diese Bilder von den wunderschönen Schafen und es dauert nicht lange bis die ersten 4 Schwarznasen bei uns einziehen.

Nach einem langen Transport vom Wallis bis nach Eschenz können die Bänzen, so werden im Wallis die Schafe liebevoll genannt, endlich ihr neues Heim beziehen und auskundschaften.

Wir geben ihnen die Namen Florina, Kira, Carlina und Ambra.

Die anfänglich scheuen Tiere werden sehr schnell zutraulich und langsam lernt man jedes Tier mit seinem eigenen Charakter kennen.

Im Herbst steht die erste Schafschur auf dem Programm. Die Schafe können einem schon fast leid tun....

Wie verwandelt sehen sie ohne Wolle aus.

Unsere Lieblinge entwickeln sich prächtig. Sie verbringen die Zeit mit Grasen auf den grünen Wiesen oder mit Faulenzen und Wiederkauen. Im Winter fühlen sie sich am wohlsten. Keine lästigen Fliegen und das dicke Flies schütz vor der Kälte.

Leider bricht dann bei Ambra eine untherapierbare Krankheit aus und wir müssen sie einschläfern.

Schafe sind Herdentiere. Ich finde, dass 3 Schafe keine Herde bilden. So mache ich mich auf die Suche nach passenden Koleginnen für meine Bänzen.

Bald werde ich fündig. 3 Schwestern, Carla, Giulia und Pünktli suchen eine neue Bleibe. 

Die 3 Auen sind am Anfang sehr zurückhaltend und scheu.

Carla bekommt den Spitznamen "Königin" weil sie sich immer stolz und in voller Grösse präsentiert. Wenn man ihr zu nahe kommt, stampfte sie mit ihren Vorderbeinen auf den Boden.

Doch bald wird auch sie zahm und die 6 Frauen akzeptieren sich gegenseitig.

Die Zeit ist gekommen an Nachwuchs zu denken !

Zufällig sucht der stolze Widder Baschi gerade ein neues Zuhause.

Mit seinen 104 Kilos und seinen gewaltigen Hörnern ist er schon sehr beeindruckend.

Schnell umgarnt er die Damen....

5 Monate später erblicken Ginger + Geronimo, Baschi Junior + Minerva und Gjoia das Licht der Welt !

Wir können bei allen Geburten dabei sein, es ist sehr beeindruckend wie schnell die Winzlinge versuchen auf zu stehen und noch etwas zittrig die Zitzen suchen um die erste Milch zu trinken. Da die Auen zum ersten Mal Junge bekommen, sind sie am Anfang noch etwas aufgeregt, aber alles geht gut und die Mütter kümmern sich liebevoll um den Nachwuchs.

Die Kleinen entwickelten sich sehr gut, Minerva müssen wir nach etwa einer Woche mit der Flasche aufziehen. Ihre Mutter gibt ihr,  für uns aus unerklärlichen Gründen, keine Milch mehr.

Aber sonst kümmert sie sich um Mini genauso gut wie um ihren Bruder Baschi.

Schon bald müssen auch die Lämmer ihre erste Schur über sich ergehen lassen.

Inzwischen können die Jungen ihren ersten Geburtstag "feiern".

Sie unterscheiden sich nur noch an den kürzeren Hörnern von den älteren Schafen.

Die elf Schafe vertragen sich alle gut und sind eine harmonische Familie geworden an denen wir uns jeden Tag von Neuem erfreuen !

Kurz nach ihrem 7. Geburtstag müssen wir Kira einschläfern, sie wird krank und wir können ihr leider nicht mehr helfen.

Ende September 2017 holen wir den Widder Jack mit seinem Freund Jogi zu uns in  den Stall. Jack ist ein Schwarznasenwidder und soll für Nachwuchs sorgen. Wir hoffen, dass es dann im April 2018 soweit ist !

Jack und Jogi leben sich sehr gut ein. Allerdings müssen wir Jogi von Jack trennen. Seit Jack mit seinen Frauen zusammen ist findet er Jogi überflüssig und lässt ihn nicht mehr in die Hütte rein.

Jogi findet aber schnell neue Freunde in der anderen Gruppe mit den älteren Auen und den kastrierten Böcken.

Inzwischen wissen wir, dass mindestens drei Auen tragend sind !

Damit unsere Schafherde nicht ins Unendliche wächst, haben wir Jack kastrieren lassen. Jetzt kann er für immer bei uns bleiben.

Wir freuen uns schon auf die kleinen Lämmer, die  im Frühling zur Welt kommen.

Dann werden wieder alle Schafe in einer Gruppe zusammen leben.

 

Der Geburtstermin naht. Bei Carla machen sich die ersten Anzeichen einer bevorstehenden Geburt bemerkbar. Sie scharrt am Boden und legt sich immer wieder hin. Aber dann geht lange nichts mehr.

Wir sind schon ein wenig beunruhigt. Am Abend geht's dann los !

Unsere Vorfreude ist aber schnell verflogen, Carla bringt zwei tote Lämmer zur Welt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die Wehen ausgeblieben sind.

Carla leckt die toten Lämmer ab. Es sah doch alles so gut aus, wir wissen nicht warum  die beiden Kleinen nicht leben dürfen.

Die arme Carla sucht ihre Lämmer noch drei Tage lang ehe sie sich beruhigt.

So hoffen und bangen wir auf die nächste Geburt. Giulia ist die Nächste. James und Yoko erblicken am 25. April das Licht der Welt.

James ist ein strammer Bursche und trinkt schon bald bei seiner Mutter die so wichtige Kolostralmilch. Yoko, das kleine Mädchen, wiegt nur 1,6 kg. und ist zu schwach um aufzustehen. ( James wiegt über 4 kg.!) Sie ist auf unsere Hilfe angewiesen. Wir melken Giulia die Milch ab und geben sie alle zwei Stunden mit einer Spritze in das kleine Mäulchen von Yoko. Und dies Tag und Nacht ! Immer wieder heben wir Yoko auf und führen sie zu den Zitzen der Mutter. Aber irgendwie klappt es nicht so richtig. Es dauert mehrere Tage bis Yoko selber trinken kann.

Zum Glück bekommen wir in dieser anstrengenden Zeit Hilfe von  zwei lieben Menschen die uns bei der Betreuung von Yoko immer wieder ablösen.

Eine Woche später, am 3. Mai, bringt Gjoia ihre zwei ersten Lämmer zur Welt. Auch bei dieser Geburt läuft nicht alles reibungslos.

Das erste, ein grosses Bocklamm, wir geben ihm den Namen "Veit",

ist so gross, dass Gjoia Mühe hat es rauszupressen. Die Tierärztin muss ihr dabei helfen. Nach ca. einer halben Stunde ist es geschafft, Veit hat zwar noch etwas Wasser in der Lungen, er hustet und röchelt. In der Zwischenzeit holt die Tierärztin auch noch das zweite Lamm ans Tageslicht. Es liegt verkehrt rum und hätte ohne Hilfe wahrscheinlich keine Überlebenschance gehabt. Es ist ebenfalls ein Bocklamm, sein Name ist Kiran.

Jetzt liegen sie beide im Stroh und erholen sich von den Strapazen.

Die frischgebackene Mutter muss sich zuerst einmal an die neue Situation gewöhnen und weiss noch nicht so recht was sie tun soll. Wir übernehmen das erste Abreiben der Lämmer damit ihre Atmung in Gang kommt. Bald erwachen die Mutterinstinkte von Gjoia und sie übernimmt die Betreuung der beiden Jungs. Von da an ist sie eine sehr fürsorgliche Mutter und lässt die Kleinen nicht mehr aus den Augen.

Auch Carla hat den Verlust ihrer Lämmer verdaut. Die sieben Auen und die vier Jungen verstehen sich gut. Das kleine Mädchen Yoko ist immer noch kleiner als die anderen, es ist aber genauso munter und quirlig wie sein Bruder und die anderen zwei Jungs.

Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen. Die Jungen sind gross geworden. Nur die kleine Yoko ist immer noch kleiner als die anderen. Sie weiss sich aber wohl durch zu setzten und scheut auch eine Konfrontation mit den grösseren Brüder nicht.

In ein paar Tagen werden sie zum zweiten mal in ihrem Leben geschoren.

Jetzt ist die Zeit gekommen alle Schafe in einer Gruppe zusammen zu vereinen. Jack und die älteren Jungs leben immer noch getrennt

von den Auen und den jüngeren Schafen.

Die Herde bekommt einen grösseren Stall damit alle genügend Platz und Ausweichmöglichkeiten haben. Als erstes ziehen die Jungs ein.

Sie fühlen sich von Anfang an wohl im neuen Heim. Auch die zwei Pferde, die noch angrenzend untergebracht sind, stören sie nicht.

Heute morgen komme ich in den Stall und Baschi frisst nicht. Das ist gar nicht gut denke ich. Er steht da, die hinteren Beine weit nach hinten gestellt, als möchte er pinkeln. Hat er vielleicht einen

Harnstein ? Das wäre gar nicht gut, sehr schmerzhaft und ziemlich sicher sein Todesurteil ! Ich mache mir grosse Sorgen. Baschi knirscht mit den Zähnen, ein Zeichen von Schmerzen. Ich hole den Tierarzt. Auch er kann nicht mit Sicherheit sagen ob er Verdauungsprobleme hat oder einen Harnstein. Also müssen wir in den nächsten Stunden unbedingt wissen ob Baschi pinkeln kann oder nicht. Wir stehen abwechseln Wache. Wir hätten ihm auch ein Tuch um den Bauch binden können und dann kontrollieren ob das Tuch nass ist. Aber ich möchte ihn nicht unnötig beunruhigen da er ja sonst schon leidet. Also warten wir ab...nichts... meine Sorgen werden grösser.

Eine erfahrene Tierärztin verrät mir einen Trick wie man ein Schaf zum Pinkeln bringt !! Ich halte Baschi mit der Hand die Nasenlöcher zu bis er sich dagegen wehrt, noch 2 Sekunden warten und loslassen...siehe da, ich kann es nicht glauben, es läuft und läuft....

Vor lauter Schreck, weil ihm jemand die Luft streitig machte, musste er gleich Wasser lassen.

Also ist es doch die Verdauung, was nicht minder gefährlich ist.

Inzwischen vermuten wir, dass er eine Pansenazidose (Übersäuerung des Pansen) hat. Vielleicht hat er zu viel frischen Gras gefressen.

Eine Pansenazidose muss sofort behandelt werden, sonst kann sie tödlich enden. Baschi bekommt Spritzen und über das Maul Bi-Pills. Sie regulieren den Säuregehalt im Pansen. Nach zwei Tagen geht es Baschi endlich wieder besser. Er frisst auch nach und nach wieder.

Seine Verdauung normalisiert sich. Nochmals Glück gehabt !

Heute ist der Tag gekommen an dem wir auch die Auen mit den jüngeren Schafen in den neuen Stall bringen. Zuerst sind die beiden Gruppen noch getrennt, sie können sich durch das Absperrgitter beschnuppern und Kontakt aufnehmen, was sie auch gleich tun.

Der Stall ist ihnen am Anfang nicht ganz geheuer. In der ersten Nacht schlafen fast alle draussen im Auslauf. Nach und nach trauen sie sich in das Innere des Stalls. Hoppla, ein Besen ist im Stallgang umgefallen, alle Schafe rennen nach draussen ! Das ist ein Zeichen, dass sie sich noch nicht sicher fühlen. Nach ein paar Tagen sind sie mit der neuen Umgebung vertraut.

Auf den heutigen Tag haben wir lange gewartet. Das Absperrgitter soll entfernt werden damit sich alle Schafe im grossen Stall frei bewegen können. Wir bringen zuerst alle Schafe zum ersten mal zusammen auf die Weide. Ich erwarte, dass es ein paar Rangkämpfe geben wird mit blutigen Köpfen.

Sie grasen friedlich nebeneinander. Es ist etwas mehr Bewegung in der Herde als sonst. Ein Laie sieht einfach eine friedlich grasende Herde. Wer genau beobachtet und die Tiere kennt, sieht, dass die jüngeren Schafe einen Sicherheitsabstand zu den noch unbekannten älteren Schafen einhalten.

Carla, die Königin, die von Jack nicht gerade nett behandelt wurde, schaut immer währen dem Grasen wo er gerade steht. Zufälligerweise (?) grasen sie einmal fast Kopf an Kopf.

Carla scheint erleichtert zu sein, dass Jack überhaupt nicht reagiert.

Ausser ein paar zaghaften Kopfstössen von ein paar Halbstarken passiert nichts. Vielleicht geht es dann los wenn sie genug gefressen haben und im Stall sind.

Am Abend kommen alle zusammen in den Stall, das Absperrgitter ist inzwischen weggeräumt. 

Zu meiner Überraschung passiert nichts, ein bisschen schnuppern und ein tiefes, sich in die Augen schauen, das ist alles.

Sie sind so friedlich wie ich es mir gewünscht habe, aber nicht zu hoffen wagte.

Zu meiner Freude, als ich heute morgen in den Stall komme, bleiben alle Schafe liegen. Kein Schaf hat sich durch das Geräusch der öffnenden Türe erschreckt. Sie stehen erst auf als ich den Auslauf vom Mist befreit habe und mit dem Heu komme um die Raufen zu füllen.

Die Schafe sind in ihrenm neuen Stall angekommen !

Jogi macht mit der Katze Chili Bekanntschaft.

Die Schafe im Herbst und Winter; ein Nickerchen unter der Heuraufe.

Auf der Weide ist es ja schön, aber nach einer gewissen Zeit im Freien gehen die Schafe gerne wieder in den Stall zurück.

Wenn da nur nicht die Katze wäre...

Geschafft, jetzt muss nur noch der Zaun aufgehen... dann ist kuscheln angesagt.

Schwarznasenschafe sind Bergschafe und verbringen den Sommer idealerweise in den Bergen wo es im Sommer nicht so heiss ist.

Da ich meinen Schafen keinen Alpsommer bieten kann.... ehrlich gesagt ich würde sie zu sehr vermissen und hätte Angst es könnte ihnen etwas passieren.... versuche ich in diesem Sommer ihnen mit einer Bauchfreischur etwas Erleichterung zu verschaffen.

Es sieht zwar nicht gerade schön aus, aber ich glaube es hilft ein wenig und sie müssen ja keinen Schönheitswettbewerb gewinnen.

Schaf beim Äpfel klauen. Schafe als Rasenmäher. Erster Kontakt mit den Kune Kune Schweinen. Stolzes Schaf.